Radda in Chianti – Historisches Herz und lebendiger Mittelpunkt
Radda in Chianti liegt malerisch auf einem Hügel, umgeben von einer nahezu ununterbrochenen Kette von Weinbergen. Der Ort gehört zu den historischen Zentren der Chianti-Classico-Region und war im Mittelalter sogar Sitz der „Lega del Chianti“ – des Bündnisses, das diese Weinregion politisch und wirtschaftlich prägte.
Heute ist Radda eine gelungene Mischung aus historischem Charme, kulinarischem Angebot und touristischer Infrastruktur. Doch wie immer lohnt sich ein ehrlicher Blick: Hinter den mittelalterlichen Mauern gibt es nicht an jeder Ecke sensationelle Entdeckungen, aber einige Orte haben eine ganz besondere Ausstrahlung.
Erster Eindruck: Kompakt und überschaubar
Radda ist kein weitläufiger Ort – das historische Zentrum lässt sich bequem in einer Stunde zu Fuß umrunden. Die engen Gassen, teilweise mit Kopfsteinpflaster, führen zwischen Natursteinfassaden hindurch und öffnen sich hin und wieder zu kleinen Plätzen. Wer am Stadttor eintritt, spürt sofort den mittelalterlichen Charakter, auch wenn einige Fassaden inzwischen modern restauriert wurden.
Die Atmosphäre ist je nach Saison sehr unterschiedlich: Im Hochsommer können die Straßen voller Tagesausflügler sein, in der Nebensaison hingegen wirkt der Ort fast verschlafen.
Das Rathaus – Palazzo del Podestà
Dein Foto vom Rathaus zeigt eines der markantesten Gebäude Raddas: den Palazzo del Podestà, ein Bau aus dem 15. Jahrhundert, der durch seine steinerne Fassade und die Wappen an der Front sofort ins Auge fällt. Diese Wappen erinnern an die verschiedenen Podestà – die Amtsmänner, die im Mittelalter hier regierten.
Heute dient das Gebäude als Sitz der Gemeindeverwaltung. Vor dem Rathaus befindet sich eine kleine Piazza, die oft Treffpunkt für Einheimische ist – und ideal, um das Kommen und Gehen im Ort zu beobachten.


Die Kirche gegenüber – Propositura di San Niccolò
Gegenüber des Rathauses steht die Propositura di San Niccolò, deren Ursprünge ins 14. Jahrhundert zurückreichen. Die Kirche hat eine schlichte romanische Fassade, im Inneren jedoch finden sich einige bemerkenswerte Kunstwerke, darunter ein geschnitztes Holzkruzifix aus der Renaissancezeit.
Das Licht im Inneren ist gedämpft und weich, wodurch sich ein ruhiger Kontrast zum geschäftigen Treiben draußen ergibt – perfekt für eine kleine Pause.



Weinkultur in Radda – Tradition und Moderne
Radda ist ein idealer Ausgangspunkt für Weinliebhaber. Zahlreiche Weingüter liegen in unmittelbarer Nähe – von familiengeführten Betrieben bis hin zu international renommierten Produzenten.
Allerdings ist gute Planung wichtig: Die Fattoria Vignavecchia, die in vielen Reiseführern als „Must-See“ erwähnt wird, ist aktuell geschlossen, da dort eine große Baustelle läuft. Weinverkostungen finden daher derzeit nicht statt. Wer spontan vorbeischauen möchte, sollte sich vorher informieren, um Enttäuschungen zu vermeiden.
Spaziergänge mit Aussicht
Die Höhenlage von Radda bietet an mehreren Stellen großartige Panoramablicke über die Chianti-Hügel. Besonders lohnend ist der Weg entlang der Stadtmauer, wo sich immer wieder kleine Aussichtspunkte öffnen.
Das Licht verändert sich im Laufe des Tages – morgens wirkt die Landschaft kühl und frisch, am späten Nachmittag hingegen leuchten die Hügel in sattem Gold. Für Fotografen ist das ein ständiger Wechsel aus neuen Motiven und Stimmungen.



Kulinarik in Radda
Neben den Weingütern hat Radda auch einige Restaurants, die auf regionale Küche setzen. Von handgemachter Pasta mit Wildschweinragout bis zu leichten Antipasti-Platten mit Pecorino und Honig ist das Angebot typisch toskanisch.
In den Sommermonaten finden auch kleine kulinarische Events statt, bei denen lokale Produzenten ihre Spezialitäten anbieten – ein guter Anlass, um mit Einheimischen ins Gespräch zu kommen.



Praktische Tipps
- Parken: Direkt am historischen Zentrum gibt es einige Parkplätze, doch an Wochenenden und in der Hochsaison sind sie schnell belegt. Ein Stück außerhalb zu parken und zu Fuß in den Ort zu gehen, ist oft entspannter.
- Beste Besuchszeit: Früh am Morgen oder am späten Nachmittag – dann sind die Tagestouristen oft schon weg, und die Gassen wirken ruhiger.
- Kombinationstipps: Wer Zeit hat, sollte Radda mit einem Abstecher nach Gaiole oder Castellina verbinden – beide liegen nur eine kurze Autofahrt entfernt.
Fazit: Ein authentischer Stopp für Genießer
Radda in Chianti ist kein Ort, der mit spektakulären Einzelattraktionen aufwartet. Sein Reiz liegt in der Mischung aus mittelalterlichem Ambiente, guter Lage im Herzen des Chianti und der Möglichkeit, Wein, Landschaft und Geschichte in entspannter Dosis zu erleben.
Wer eine gewisse Ruhe schätzt, kleine Details zu würdigen weiß und bereit ist, abseits der Hauptstraßen zu schlendern, wird hier einen charmanten Zwischenstopp auf seiner Toskana-Reise finden.
Castello di Volpaia – ein Dorf im Dorf
Nur wenige Kilometer von Radda entfernt liegt Volpaia, ein winziges mittelalterliches Dorf, das vollständig von einer Burganlage umgeben ist. Heute ist es fast vollständig im Besitz einer Winzerfamilie, die hier Wein und Olivenöl produziert.
Volpaia hat diese Mischung aus historischem Gemäuer und modernem Leben: schmale Gassen, Steinbögen, alte Türen – und immer wieder der Blick in die umliegenden Weinberge.
Volpaia ist ein ideales Ziel für einen halben Tagesausflug ab Radda. Besonders reizvoll ist es, hier in einer der kleinen Enotheken den Wein zu probieren, der direkt vor den Toren wächst.


