Kara-Suu Viehmarkt

Kara-Suu Viehmarkt
Kara-Suu Viehmarkt

Kara-Suu Viehmarkt: Märkte, die mehr erzählen als jedes Museum

Diese Erkenntnis traf mich am späten Vormittag in Kara-Suu, einer Stadt unweit von Osch im Süden Kirgisistans. Keine Postkartenidylle, kein folkloristisches Bühnenbild. Stattdessen: gelebte Realität. Wirtschaft in Bewegung. Stimmen, Gerüche, Gesten – roh, ehrlich, direkt.

Es war ein Samstag. Wir waren spät dran, zu spät für den Viehmarkt, dachten wir. Doch das stimmte nicht ganz. Denn was blieb, war mehr als genug: Eindrücke, Bilder, Fragen.

Die Viehhändler, von denen viele schon auf dem Heimweg waren, winkten uns lachend aus klapprigen Transportern zu – ein kurzes Stück kirgisischer Gastfreundschaft, eingefangen zwischen den Fahrspuren. Ihre Arbeit war getan. Die Tiere verkauft. Die Preise verhandelt. Hände geschüttelt, Bündel gezählt. Zufriedenheit lag in der Luft.

Der eigentliche Wochenmarkt aber war noch voll im Gange. Er zog sich entlang staubiger Wege, zwischen Blechdächern und einfachen Holzständen, durchzogen von improvisierten Gassen. Hier drängten sich Tomaten neben Kinderschuhen, Eier neben günstiger Haushaltsware, gebrauchte Kleidung neben Trockenfrüchten. Und überall: Menschen. Nicht als Dekoration für Touristinnen – sondern als Handelnde, als Trägerinnen einer lokalen Ökonomie, als Spiegel eines Alltags, der oft übersehen wird.

Viehmarkt #1
Viehmarkt #2

Diese Märkte sind keine touristischen Bühnen. Sie sind Orte der Würde.
Hier verhandeln nicht nur Händler*innen, hier verhandelt das Leben selbst. Zwischen Tradition und Wandel. Zwischen Notwendigkeit und Gelegenheit. Zwischen festen Preisen und flexiblen Lösungen.

Ich habe viele dieser Momente in Schwarz-Weiß festgehalten. Warum? Weil Märkte – jenseits ihrer intensiven Farben – vor allem Kontraste zeigen. In Gesichtern, in Bewegungen, in Blicken. Das alles ist keine Romantik, sondern Realität.
Reisen bedeutet oft, zuzuhören, bevor man versteht.
Kara-Suu zeigt, dass Ökonomie nicht trocken sein muss. Sie kann warm sein, direkt, laut. Und menschlich.

Hier werden Netzwerke nicht über LinkedIn geknüpft, sondern über Jahrmärkte. Vertrauen wird nicht algorithmisch erzeugt, sondern mit einem Nicken, einem fairen Preis, einem Lächeln.

Fotografie, Schwarz-Weiß und das Unsichtbare sichtbar machen

Fotografie, Schwarz-Weiß und das Unsichtbare sichtbar machen
In einer Welt voller Filter, in der alles auf Hochglanz poliert scheint, war es mir wichtig, das Ungeschönte zu zeigen. Der Blick durch meine Kamera suchte nicht das Spektakuläre, sondern das Echte.

Schwarz-Weiß reduziert – und vertieft zugleich. Es lenkt den Fokus auf Linien, Gesten, Texturen. Auf das, was nicht schreit, sondern bleibt.

Im Markt von Kara-Suu habe ich keine Ikonen gefunden – sondern Geschichten!

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