Glamping unter Nomaden – Eine Nacht am Son-Kol-See

Son-Kol-See
Son-Kol-See

Glamping unter Nomaden – Eine Nacht am Son-Kol-See

Wo der Himmel so weit ist wie die Seele.
Mitten im Nichts – und zugleich mitten im Alles. So fühlt es sich an, wenn man das Moonlight-Camp am Son-Kol-See erreicht. Die Landschaft scheint sich ins Unendliche zu strecken, nur unterbrochen von grasenden Herden, ziehenden Wolken und einer Handvoll Jurten, die aussehen, als hätte sie jemand mit Bedacht in diese Wildnis gesetzt.

Eine Jurte mit Seeblick – und WLAN

Was hier als „Glamping auf kirgisisch“ bezeichnet wird, ist keine Luxus-Show, sondern ein respektables Angebot: Weiche Matratzen statt harter Böden, eine warme Mahlzeit im Gemeinschaftszelt, Satelliten-WLAN (!) für den Notfall – und ein „Badezimmer“, in dem der Himmel das Dach ersetzt.

Die Jurte, in der ich übernachte, duftet nach Filz und Holz. Der Boden ist fest, der Raum mit Teppich und überraschend gemütlich. Vor dem Eingang: der Blick über den Son-Kol, ein Hochgebirgssee auf 3.000 Metern Höhe.

Son-Kol-See #1
Son-Kol-See #2

Nomadenerbe mit Weitblick

Trotz all der kleinen Annehmlichkeiten bleibt das Camp verwurzelt in der Tradition. Die Betreiber stammen aus der Region. Sie kennen Geschichten vom See, von harten Wintern und von einer Natur, die nicht gezähmt werden will. Neben uns versorgen sie auch heute ihre Kinder.
Die Jurten stehen in einer Reihe – eine Art moderne Karawanserei, in der sich Reisende aus aller Welt begegnen, ohne das Ursprüngliche zu übertönen. Nebenan schlafen Motorradfahrer, die beim Gewitter ordentlich nass geworden sind und nun froh sind, im Trockenen zu sein.

Dramatisches Wetter – dramatisch schön

Es regnet, auch als ich ankomme. Der Himmel ist schwer, der Wind treibt Wellen ans Ufer. Und doch: Es ist wunderschön. Die Luft ist klar, das Licht silbrig. Ich beobachte die Kühe, wie sie sich unbeeindruckt durch den Regen schieben, und verstehe, was Resilienz bedeutet.
Später reißt der Himmel auf. Ein Sonnenuntergang, wie gemalt. Orange, rot, gold. Die Jurten glühen im Gegenlicht. Es ist ein Anblick, der bleibt.

Digital verbunden – aber innerlich entkoppelt

Das WLAN funktioniert. Und trotzdem: Ich nutze es kaum. Der Blick aufs Wasser, die Stille im Camp, das leise Klappern der Teetassen, ein paar Wortfetzen von nebenan– sie sind die eigentlichen Verbindungen, die hier zählen.

Ich spüre eine Entschleunigung, die durch das einfache Sein entsteht. Ich bin. Ich atme. Ich schaue.

Eine Jurtennacht, die Spuren hinterlässt

Als ich nachts in meine Decken sinke, lausche ich dem Wind und den Regentropfen auf dem Jurtendach. Kein Lärm, kein Licht, kein Fernseher. Nur die Weite. Und ein Gefühl von Frieden, das ich mitnehme – weit über die Berge hinaus. Schnell schlafen, denn die Nacht wird wieder kalt – 8 Grad!

Cookie Consent mit Real Cookie Banner