Benzi Brofmans Wandbilder, die Grenzen sprengen
In den pulsierenden Straßen von London, Berlin, Wien und Tel Aviv begegnet man oft einem Porträt – realistisch, eindringlich, voller Emotion. Dahinter steht Benzi Brofman, ein international tätiger Street-Art- und Wandkünstler aus Migdal haEmek (Nordisrael), dessen Werke mehr sind als Dekoration. Sie sind Sprachrohr, Erinnerung und berühren die Seele.
Selbstermächtigung statt Studium
Ohne formales Kunststudium hat Brofman sich autodidaktisch an die Wandkunst gewagt – „Sprühdose war schon mit 13 oder 14 etwas, das mich gepackt hat“, erzählt er. Wandmalerei ist für ihn mehr als Technik: „Painting on walls is an integral part of my soul.“
Heute gestaltet er großformatige Porträts in Schwarz-Weiß mit farbigen Hintergründen, ergänzt durch kurze Texte – stets mit dem Anspruch: „People come before art“. Seine Werke sollen nicht nur sehenswert sein, sondern Geschichten erzählen, Generationen verbinden und Dialog auslösen.
Soziale Verantwortung trifft Kunst
Brofman nutzt sein Talent für Gemeinschaftsprojekte: Graffiti-Partys für Kinder, Workshops in Unternehmen oder kreative Botschaften gegen Mobbing und für Menschenrechte – Street Art als Brücke zu gesellschaftlicher Verantwortung.
Einen prägenden Wendepunkt erlebte er am 7. Oktober 2023. Er war einen Tag zuvor beim Nova-Festival im Kibbutz Re’im aktiv, verließ die Veranstaltung jedoch aus einem unguten Gefühl heraus – kurz darauf begann der verheerende Hamas-Angriff.
Seither sind seine „Bring them home“-Murals Hommage an Opfer und Geiseln. In Haifa begann das Projekt, bald folgten Standorte in London (Waterloo, Shoreditch, Camden) und Berlin. Die Bilder: Porträts traumatisierter Kinder, zerstörte Ballons – ein Appell an Erinnern und Handeln.
In Berlin-Mitte entstand ein besonders eindrückliches Werk: ein Junge hält seinen Teddy, blickt den Betrachter an – nur ein einzelnes „bring them home now“ in grellem Rot lässt keine Fragen offen. „Ich bin ein Soldat, dessen Waffe die Kunst ist“, sagt Brofman.
Portraitkunst mit universellen Themen
Brofmans Portraits zeigen Menschen wie Queen Elizabeth II, Arik Einstein oder Mahsa Amini – alle mit Würde und Detailtreue. Seit dem 7. Oktober widmet er sich ausschließlich Porträts von Opfern des Angriffs und Geiseln; ein bewegendes, schmerzhaftes Zeitdokument.
Weltweite Präsenz – und das mit einer Botschaft
Ob Brick Lane in London, Teufelsberg in Berlin, Wien oder Barcelona – Brofmans Spuren findet man weltweit. Auf dem Teufelsberg verschmolz Humor mit Tiefe: eine Katze, Goldene-Zeiten-Charaktere und die Botschaft, jeden Augenblick zu genießen – ganz im Sinne: „auch mit 70 kann man jung sein“.
Warum Brofman in deinem Street-Art-Guide unverzichtbar ist
Benzi Brofman ist kein lauter Popkünstler – seine Kraft liegt im Stillen, im Blick, in der Seele. Technisch versierte Porträts, verwoben mit Empathie und Sinn. Menschlichkeit sichtbar machen – lokal und global zugleich. Ein Künstler, der berührt und in Erinnerung bleibt.
Quellen
- Teufelsberg Berlin – „Benzi Brofman – Ein Künstler, der die Welt bewegt“
- ISRAEL21c – „Painting on walls is an integral part of my soul“
- ISRAEL21c – Interview zur Wandmalerei
- Jewish News / Underground Art Report – „Bring Them Home“-Murals in London
- Jewish News – Interview zu den Murals und persönlichem Hintergrund
- Jüdische Allgemeine – „Bring them home“-Graffiti in Berlin-Mitte