Die Petroglyphen von Tscholpon-Ata

Petroglyphen
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Zwischen Stein und Ewigkeit – Die Petroglyphen von Tscholpon-Ata

Wer die Nordküste des Issyk-Kul-Sees entlangfährt, ahnt nicht sofort, dass sich hier eine der bedeutendsten archäologischen Stätten Zentralasiens befindet. Doch am Rand der Stadt Tscholpon-Ata eröffnet sich eine stille, steinübersäte Ebene, auf der über 5.000 Petroglyphen aus mehr als zwei Jahrtausenden Geschichte erhalten sind. Sie liegen zu Füßen der Berge des Kungej-Alatau, aus dessen Tälern die Steine von Schlammströmen in die Ebene transportiert wurden. Die Gravuren stammen größtenteils aus der skythischen Zeit (ca. 800 v. Chr. bis 300 n. Chr.) und zeugen von den Glaubenswelten, Jagdpraktiken und ästhetischen Vorstellungen der damaligen Nomaden.

Bildsprache und Bedeutung

Was auf den ersten Blick wie einfache Kritzeleien wirkt, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als fein durchdachte Bildsprache: aneinandergereihte Steinböcke, Hirschdarstellungen mit überlangen Hörnern, Jagdszenen mit Bogenschützen, rituelle Tänze und geheimnisvolle Sonnensymbole. Besonders auffällig ist die Art und Weise, wie Bewegung und Dynamik dargestellt werden – viele Tiere wirken wie im Lauf eingefroren, Menschen erscheinen oft in symbolischen Haltungen.

Die Felszeichnungen sind nicht einfach zufällig entstanden. Viele Steine sind ursprünglich nach Osten oder Südosten ausgerichtet gewesen, was auf rituelle oder astronomische Bedeutungen hinweist. Auch ist das Gelände selbst sorgfältig gewählt: Es liegt am Übergang zwischen Steppe und Gebirge, einem alten Ritualraum der zentralasiatischen Völker.

Petroglyphen #1
Petroglyphen #2

Freiluftmuseum

Das Petroglyphenfeld ist heute ein Freiluftmuseum. Es lädt dazu ein, sich Zeit zu nehmen – nicht nur für das Erkennen der Gravuren, sondern auch für das stille Nachdenken darüber, wie nah wir den Menschen vergangener Zeiten in diesen Bildern kommen. Es ist ein Ort der Ruhe, der Verbindung und der kulturellen Tiefe.

Tipps für Besucherinnen und Besucher

Frühmorgens ist das Licht am besten, um die Gravuren zu erkennen.
Eine Führung (wenn verfügbar) bringt zusätzliche Einblicke in die Symbolik.
Feste Schuhe sind sinnvoll – das Gelände ist uneben.
Kombiniert mit einem Besuch des Issyk-Kul-Sees ergibt sich ein eindrucksvoller Tagesausflug.

Was mich persönlich bewegt hat: Diese Stille. Kein Museum, kein Glas, kein Schild zwischen mir und der Geschichte. Nur Stein, Zeit und Staunen.

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