Heilige-Dreifaltigkeits-Kathedrale in Karakol – Ein Holzjuwel mit Widerstandskraft
Es gibt Orte, die mehr sagen als jedes Geschichtsbuch. Orte, an denen Geschichte nicht erzählt, sondern spürbar wird. In Karakol, einer Stadt im Osten Kirgisistans am Rande des Issyk-Kul-Sees, steht so ein Ort: die Heilige-Dreifaltigkeits-Kathed


Ein Bauwerk des Glaubens – und des Widerstands
Wer vor der Kathedrale steht, reibt sich unweigerlich die Augen. Eine vollständig aus Holz errichtete Kirche, mit grünen Zwiebeltürmen, geschnitzten Fensterrahmen, fein gearbeiteten Ornamenten und einem Glockenturm, der sich scheinbar schwebend gegen den Himmel erhebt. Kein Stahl. Kein Beton. Selbst die Nägel: aus Holz gefertigt.
Der Grund? In sowjetischer Zeit war der Bau religiöser Gebäude verboten. Doch die Menschen in Karakol ließen sich nicht beirren. Heimlich, mit viel handwerklichem Geschick, Geduld und tiefem Glauben errichteten sie ihr Gotteshaus. Jeder Balken ist ein Akt des Widerstands – und zugleich ein Zeichen tief verwurzelter Spiritualität
Ein Ort, der erzählt
Die Geschichte der Kathedrale beginnt im 19. Jahrhundert, als russisch-orthodoxe Gläubige – darunter auch Kosaken – in die Region kamen. Die erste Kirche wurde 1872 erbaut, aber bei einem Erdbeben 1889 zerstört. Die heutige Holzkirche entstand daraufhin zwischen 1895 und 1897.
Während der Sowjetzeit wurde sie zweckentfremdet – als Lager, Sporthalle, sogar als Tanzschule. Erst in den 1990er-Jahren durfte sie wieder als Kirche genutzt werden. Heute ist sie ein lebendiger Ort des Glaubens – und ein beliebtes Ziel für Reisende, die das andere Kirgisistan entdecken wollen.
Fototipp für Besucher
Wenn du die Kirche fotografieren möchtest, empfehle ich den frühen Vormittag: Das Licht fällt dann weich auf die geschnitzte Fassade, die Details der Türmchen leuchten besonders schön. Im Inneren bitte unbedingt respektvoll sein – kein Blitz, keine Aufnahmen während einer Messe.